„Radikaldemokratisch“ 

Zum Tag der Archive: Ein Antikriegsvideo mit Günter Grass 

Zitat

„Die Kriege haben nie aufgehört, es hat nie in irgendeiner Phase die Stunde Null gegeben, was immer gerne beschworen wird.“
                    Günter Grass, 1999 

 Illustration: Imago Images

Liebe Literaturinteressierte, 

1999 erschien „Mein Jahrhundert“ von Günter Grass. In dem großartigen Erzählband ist viel von Krieg die Rede. Auch als politisch denkender und handelnder Bürger hat sich Grass immer wieder mit Kriegs-, Entspannungs- und Friedenspolitik auseinandergesetzt. Seine Einschätzungen und Mahnungen sind bis heute, ja gerade heute, da in Europa wieder Krieg herrscht, hochaktuell. Zum Tag der Archive am 5./6. März 2022 und danach stellt die Günter Grass Stiftung Bremen ein neues Video online, das ein Antikriegsbeitrag ist. Besuchen Sie uns auf Literaturerleben.de und empfehlen Sie den Film, der vom 5. März an zu sehen sein wird, gerne weiter.

Unser YouTube Kanal: GrassKrass im Medienarchiv

Aquarell: Günter Grass

Es war vor 56 Jahren: Günter Grass hielt seine Rede in Princeton (USA) „Vom mangelnden Selbstvertrauen der schreibenden Hofnarren unter Berücksichtigung nicht vorhandener Höfe“. Darin kritisierte er das mangelnde gesellschaftliche Engagement von Schriftstellern. „Ich sehe nur – und mich eingeschlossen – verwirrte, am eigenen Handwerk zweifelnde Schriftsteller und Dichter, welche die winzigen Möglichkeiten, zwar nicht beratend, aber handelnd auf die uns anvertraute Gegenwart einzuwirken, wahrnehmen oder nicht wahrnehmen oder halbwegs wahrnehmen.“ Grass, der den Deutschen regelmäßig ins Gewissen redete, starb 2015. Heute wäre er wohl gnädiger, vor allem solidarisch mit seinen Kolleginnen und Kollegen gewesen. Denn im russischen Angriffskrieg auf die Ukraine begehrt diesmal die Kunst- und Kulturwelt mächtig auf. Die Frage, ob symbolische Gesten wie Lesungen, offene Briefe und öffentliche Protestaktionen zielführend sind, mag offen sein. Jedoch: Mit der Politik, der Diplomatie, der Zivilgesellschaft und praktischen Hilfen für die Opfer tragen sie hoffentlich zu einem baldigen Kriegsende bei.