Trommelwirbel Dezember 2018

Grass‘ Wörter

„NACH DEN FEIERTAGEN 
Kein Ros' ist entsprungen, 
doch schlagen die Weiden bald aus. 
Nachdem die Erlösung gestrichen wurde, 
hoffen wir, daß die Rente uns bleibt.
"  
Aus "Fundsachen für Nichtleser" (1997), Steidl Verlag

Vorstand und Geschäftsführung des Medienarchivs Günter Grass Stiftung Bremen wünschen Ihnen allen eine fröhliche Weihnacht! Mögen Sie aus dem „Sack Nüsse“, von dem Günter Grass in einem seiner letzten Gedichte „Wegzehrung“ schrieb, die besten Früchte knacken und knabbern – hier auf Erden in Frieden und Wohlbefinden! 

„Sprachkraft und Sprachlust“   

Vor bald 40 Jahren, 1979, erschien „Das Treffen von Telgte“ von Günter Grass zum ersten Mal. Jetzt ist die Erzählung über eine Dichter-Zusammenkunft kurz vor Ende des Dreißigjährigen Krieges, zu der damals der Königsberger Dichter Simon Dach seine Kollegen geladen hatte, neu aufgelegt worden. Die liebevoll gestaltete Sonderausgabe aus dem Steidl Verlag, wieder mit Illustrationen von Günter Grass wie die durch nichts zurückzuhaltende Hand mit dem Federkiel, enthält ein Vorwort von Ingo Schulze. Darin hält der renommierte Schriftsteller fest: „Das Gespräch über Literatur und die Welt unter Kollegen und Kritikern wie die öffentliche Beachtung, die diesem Kreis widerfuhr, waren das Element von Günter Grass. Nicht zuletzt hatte diese Runde 1958 seinen literarischen Glücksstern entzündet. Durch beinahe jede historisch-literarische Figur des vollendeten Werks schimmern die Eigenheiten von Kollegen, die an den Treffen der Gruppe 47 teilnahmen.“ Grass hatte 1958 vor der legendären Gruppe 47, einer der einflussreichsten deutschen Schriftstellervereinigungen überhaupt, das erste Kapitel aus seiner „Blechtrommel“ vorgelesen. Und er war mit dem Preis der Gruppe 47 ausgezeichnet worden. Noch einmal Ingo Schulze: „Günter Grass ist mit dem ‚Treffen in Telgte‘ etwas Besonderes gelungen (was auch seine schärfsten Kritiker nie in Abrede stellten). Das widersprüchliche Verhältnis von Poesie und Politik, von Leben und Schreiben, das hier zum Thema wird, lässt sich zitierfähig an den Aussagen des Erzählers dingfest machen. Darüber hinaus erscheint mir aber das Wie, also die ästhetische Haltung, die der Erzählung zugrunde liegt, noch wichtiger zu sein. Denn es ist eine, der wir in allen Werken von Günter Grass begegnen, nur liegt sie in dieser Erzählung so offen zutage wie in keinem anderen seiner Bücher.“

Das Buch, das Grass einst Hans Werner Richter, dem Gründer und Geist der Gruppe 47 widmete, ist ein besonderes Geschenk auch für die Nachweihnachtszeit, voller „Sprachkraft und Sprachlust“ (Ingo Schulze).  
 
Einladung 
GERHARD HENSCHEL, Jahrgang 1962, ist Schriftsteller, Satiriker und Übersetzer von hoher Schaffenskraft und Vielseitigkeit. Der mehrfach ausgezeichnete Autor wurde vor allem mit seinem autobiografischen Werk bekannt. Mit seiner inzwischen auf acht Bände angewachsene Martin-Schlosser-Chronik hat er die Zuneigung eines großen Publikums und auch die Gunst der Kritiker gewonnen. Wir haben Gerhard Henschel zu einer Lesung aus seinem neuen „Erfolgsroman“ eingeladen, die am
16. Januar 2019, um 18.30 Uhr in der Villa Ichon (Goetheplatz 4)
stattfindet. In seinen Veröffentlichungen setzte sich Henschel immer mal wieder kritisch mit dem Werk von Günter Grass auseinander. Darüber wird er sich nach der Lesung mit Dr. Klaus Meier, Vorstandsvorsitzender der Günter Grass Stiftung Bremen, unterhalten. Anschließend gibt es die Gelegenheit, den „Erfolgsroman“ zu erwerben und das Buch vom Autor signieren zu lassen. Wir freuen uns auf Ihr Kommen.